Ein Tierschutzprojekt für ein friedliches Miteinander

Konzept zur tierschutzgerechten Regulierung der Stadttaubenpopulation

Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere die auf die Hilfe von uns Menschen angewiesen sind. Sie sind entflogene Haus- oder Rassetauben und ausgebliebene Brieftauben sowie deren Nachkommen, denen der Mensch einst einen hohen Bruttrieb angezüchtet hat. Im Gegensatz zu Wildtauben (Türkentauben, Ringeltauben), die etwa zweimal im Jahr brüten, sind bei einem Stadttaubenpaar ganzjährig bis zu sieben Gelege (14 Junge) möglich. Wie groß so eine Population werden kann sieht man ja deutlich in größeren Städten, wie auch in Mainz oder Worms. Um nicht verhungern zu müssen, sind die Vegetarier auf die weggeworfenen Nahrungsmittel unserer Wohlstandsgesellschaft angewiesen – Gebäck, Pommes, Pizza oder Currywurst stehen notgedrungen auf ihrem Speiseplan. Durchfallkot, der die Hausfassaden herunterläuft und verschmutzt, ist nur eine Folge dieser Fehlernährung. Damit die Population in Guntersblum nicht ständig anwächst und so zum Problem wird, muß man sie unter Kontrolle bringen und eingreifen. Unter einer Überpopulation leiden nicht nur Menschen und Gebäude – sondern auch die Tiere selbst.

Ziel ist ein kleiner, kontrollierbarer und gesunder Taubenbestand.

Im Leininger Taubenhotel werden den Stadttauben neben artgerechtem Körnerfutter (Weizen, Mais, Erbsen, Gerste und Sämereien), Wasser, Mineralien, Nist- und Schlafmöglichkeiten angeboten.

Die Geburtenkontrolle erfolgt durch Austausch der Eier gegen Plastikattrappen. Die Tiere brüten darauf problemlos weiter. So kann der Nachwuchs tierschutzgerecht bis zu 100 % verhindert werden. Dadurch wird eine Reduzierung des Taubenbestandes mittel- bis langfristig gewährleistet. Wir lassen ab und zu aber auch mal einen Bruterfolg zu. Wenn sie nämlich merken, daß wir ihnen immer alle Eier gegen Plastikeier austauschen und überhaupt kein Nachwuchs ausschlüpft, suchen sie sich gegebenenfalls eine andere Bleibe. Denn auch hier im Ort gibt es noch wilde Brutplätze auf Dachböden, Scheunen oder in Mauernischen, wo sie sich weiterhin unkontrolliert vermehren.

Die Taubenunterkunft wird regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Mindestens dreimal in der Woche werden ihre Hinterlassenschaften ausgemistet und entsorgt und bleiben somit der restlichen Umwelt erspart. Durch die regelmäßige Säuberung werden hygienischere Bedingungen für die Tauben geschaffen. Kranke oder verletzte Tiere können aus der Gruppe herausgefangen und entsprechend medizinisch versorgt werden.

Auch für gestrandete Brieftauben dient das Taubenhotel zum „Auftanken“ und zur Neuorientierung. Wir melden die Tauben ihren Besitzern, damit diese wissen wo sich ihre Tiere momentan aufhalten. 

Zwischenbilanz November 2018

Seit über zwei Jahren besteht nun das Leininger Taubenhotel unter dem Rathausdach. Was hat sich während dieser Zeit getan:

  • Der Taubenschlag wurde im Rahmen der Dachgeschoss-Sanierung ein Stockwerk höher und somit weg von der Dachrinne verlegt.
  • Saßen zuvor noch ca. 80 Tauben auf dem Rathausdach, lassen sich dort jetzt nur noch vereinzelte Tiere gelegentlich nieder. Die Tauben halten sich zum größten Teil des Tages und die ganze Nacht über in ihrer Unterkunft auf.
  • Schneefanggitter und Dachrinne des Rathauses, die zuvor von Taubenkot und Federn fast übergelaufen sind, bleiben so gut wie frei davon.
  • Nistplätze über dem Eingang der KITA Zwergenpalast wurden verschlossen. Auch aus diesem sensiblen Bereich haben sich die Tauben gänzlich zurückgezogen.
  • Beschwerden über Taubenkot auf parkenden Fahrzeugen in der Grabengasse liegen ebenfalls nicht mehr vor.

Während der Mauserzeit galt es im Taubenhotel zusätzlich tausende von Federn zu beseitigen und mit dem kiloweise angehäuften Kot zu entsorgen. Mittlerweile wurden über 780 Eier gegen Plastikattrappen ausgetauscht.

Auch in diesem Jahr fand während der Flugsaison ein Zuzug von völlig erschöpften, zum Teil verletzten und vom Weg abgekommenen Brieftauben statt. Leider finden nicht alle Tiere den Weg zurück in ihr Zuhause und bleiben. So beherbergt das Taubenhotel noch Gäste u.a. aus Baden, Franken, Sachsen und Berlin sowie international Zugeflogene aus der Bretagne, Polen und Tschechien.

Für den weiteren Erfolg des Projektes ist es von Bedeutung, daß man die Tauben nicht an anderen Stellen füttert. Wilde Brutplätze müssen weitestgehend vermieden werden. Hier sollte ein Gelegeaustausch bzw. ein fachmännisches und tierschutzgerechtes Verschließen der Brutstätten stattfinden.

Holger Gross / Reinhard Berger

Arbeiten wir in Guntersblum zusammen: melden sie bitte zugängliche Stadttaubennistplätze bei der Ortsgemeinde unter: 06249/902-112 im Sekretariat oder senden Sie uns eine Mail an: info@guntersblum.de

Weiterführende Infos unter:

www.stadttauben.de

www.tierschutzbund.de/tauben